So soll das Wenge-Quartier im Osnabrücker Landwehrviertel aussehen

Neue Osnabrücker Zeitung vom 25.12.2021

Osnabrück. 53 Wohnungen in einem Ensemble aus hölzernen Mehrfamilienhäusern, kein Gasanschluss, dafür Erd- und Sonnenwärme: Das plant die Wohnungs- und Energiegenossenschaft im Landwehrviertel. Ein Pavillon macht jetzt den Anfang.

Vorreiter beim Klimaschutz will die Wohnungs- und Energiegenossenschaft Osnabrück (Wenge) sein, aber sie hat auch einen sozialen Anspruch: Menschen verschiedener Generationen, Lebens- und Einkommensverhältnisse sollen eine Gemeinschaft bilden, sich solidarisch unterstützen und gegenseitig helfen.

Noch steht nicht fest, wer in die 53 Wohnungen einziehen wird. Mehr als 100 Interessierte haben sich nach Auskunft des Wenge-Vorstands schon eingetragen, aber bislang gab es kaum Gelegenheit, sich kennenzulernen. Mit dem neuen Verwaltungs- und Baupavillon, den die Wenge auf ihrem 7300 Quadratmeter großen Grundstück an der Günther-Kittelmann-Straße im Landwehrviertel errichtet hat, verfügt die Genossenschaft jetzt über eine Anlaufstelle. Natürlich besteht der Pavillon wie die künftigen Wohngebäude aus Holz.

Baubeginn soll 2023 sein

Die Eröffnung am Mittwoch war für Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft ein willkommener Anlass, mit Planern, Politikern und Partnern über die nächsten Schritte zu reden. Im kommenden Jahr will die Wenge bei der Stadt ihren Bauantrag einreichen, im ersten Quartal 2023 soll Baubeginn sein. Und spätestens 2024 sollen die 53 Wohnungen bezogen sein. „Ich hoffe, dass wir hier ein ordentliches und lebenswertes Projekt auf die Beine stellen“, rief der Aufsichtsratsvorsitzende Lothar Röwer den Gästen zu – und bekam von allen Seiten viel Anerkennung zu hören.

„Ganz, ganz toll!“, lobte etwa der CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Brickwedde. Zum einen wegen der Genossenschaftsidee, zum anderen, weil mit Holz ein nachwachsender Rohstoff verwendet wird. Mit der Nutzung von Fotovoltaik und Erdwärme könne das Wenge-Quartier Modellcharakter für Osnabrück und andere Städte bekommen. Mit dem Wärmestandard KfW40 haben sich die Initiatoren für die höchste Effizienzklasse und den konsequenten Verzicht auf fossile Brennstoffe entschieden. Mit Solarzellen bestückte Trapezdächer machen diesen Anspruch sichtbar. Die Energiezentrale inmitten des Innenhofs, die mit ihren Säulen ein wenig an einen Tempel erinnert, ist mit der Wärmepumpe und der Steuerungstechnik das Herz der Anlage.

Busticket im Mietpreis enthalten

Lob gab es auch für das Mobilitätskonzept. Wer im Wenge-Quartier wohnt, brauche kein Auto, betont der Genossenschaftsvorstand. Im Mietpreis ist ein Busticket enthalten, außerdem sollen ein Stadtteilauto und ein Lastenrad bereitstehen. Die Gebäude werden um einen Hof gruppiert, der zum Spielen, zum Gärtnern und zum Treffen einladen soll.

Wer eine der 53 Wohnungen mieten möchte, muss Mitglied der der Genossenschaft sein und je nach Wohnungsgröße Anteile erwerben, die bei einem späteren Auszug zurückgegeben werden. Wer sich das nicht leisten kann, hat die Möglichkeit, sich diese Eigenbeteiligung von der N-Bank vorfinanzieren zu lassen. 30 Prozent der Wohnungen werden an Menschen mit geringen Einkommen vergeben (Anspruch nach dem niedersächsischen Wohnraumfördergesetz), weitere 30 Prozent richten sich nach dem Osnabrücker Mietpreisspiegel und die übrigen 40 Prozent sollen als Premium-Wohnungen ein zahlungskräftigeres Publikum ansprechen.