Quälend langsam

Kommentar von Sandra Dorn / NOZ vom 10.02.2020:

Es ist ebenso typisch wie traurig: In Osnabrück wird dringend bezahlbarer Wohnraum benötigt. Und Initiativen, die genau das anbieten wollen, warten jahrelang auf Grundstücke.

Der Wille seitens der Stadt ist da, allein es fehlt… ja, was eigentlich? Natürlich darf die Stadtwerke-Tochter Esos nicht leichtfertig und voreilig grünes Licht für ein genossenschaftliches Wohnprojekt geben. Es braucht schon eine solide Basis, schließlich sollen dort im Landwehrviertel einmal 53 Parteien leben. Aber die Pläne liegen schon seit Jahren auf dem Tisch. Da lag der Bürgerentscheid, in dem die Osnabrücker im vorigen Mai die Gründung einer Wohnungsgesellschaft gefordert haben, noch in weiter Ferne.

Im Jahr 2016 erreichte das Wenge-Gründungskonzept „Wohnprojekt Landwehrviertel“ bei einem Wettbewerb des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums mit dem Genossenschaftsverband Weser-Ems sogar den dritten Platz. Dass es mit der Umsetzung so lange dauert, ist nur schwer nachzuvollziehen. Und je länger es dauert, desto teurer wird so ein Projekt, denn wegen der aktuellen Bauhochkonjunktur steigen die Baukosten stetig.

Es geht bei dem Wenge-Projekt nicht nur um die Entstehung von Wohnraum, sondern auch um die besondere Form genossenschaftlichen Wohnens. Die Nachfrage von Menschen, die nicht anonym in der Stadt nebeneinander wohnen wollen, sondern eine Gemeinschaft suchen, ohne gleich in eine WG ziehen zu müssen, steigt. Ob so eine Wohnform funktioniert, hängt natürlich stark von den Leuten ab. Aber es ist ein Gegentrend zur Vereinzelung in der Gesellschaft, der gefördert werden sollte – allein schon mit Blick auf den demografischen Wandel.

s.dorn@noz.de