Genossenschaft für Wohnungsbau scheitert noch an Grundstückspreisen

Neue Osnabrücker Zeitung vom 25.05.2018 Dietmar Kröger

Landwehrviertel in Osnabrück

Osnabrück. Während im Rat gefühlt in jeder Sitzung über die Schaffung günstigen Wohnraums diskutiert wird, steht eine Wohnungsgenossenschaft, die ebenjenen städtischen Anspruch im Landwehrviertel umsetzen will, Gewehr bei Fuß, scheitert aber an den dort verlangten Grundstückspreisen.

„Wir sind bereit unsere Pläne auf dem Baufeld B im Landwehrviertel umzusetzen“, sagen Lutz Igelmann und Mark Walter von der Wohnungsbau- und Energiegenossenschaft i.G. (Wenge). Das „i.G.“ steht für „in Gründung“ und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Alle für die Gründung erforderlichen Papiere liegen beim Genossenschaftsverband. Ein Wink aus Osnabrück und der formelle Akt könnte vollzogen werden. Und nicht nur die Genossenschaft könnte ohne Verzögerung ins Leben gerufen werden. Sowohl ein Geschäftsplan als auch Baupläne und Energiekonzept liegen vor. „Wir haben auch schon mehr als ausreichend Interessenten für eine Mitgliedschaft“, so die Gründungsmitglieder der Genossenschaft zu denen unter anderem auch der Osnabrücker Unternehmer Lothar Röwer gehört. Sie gehen davon aus, dass sie, so denn endlich alle Ampeln auf Grün stehen, spätestens Anfang 2020 mit den Bauarbeiten beginnen können. So lange aber der Konjunktiv die grammatikalische Oberhand bei jedem Gespräch über die Genossenschaft hat, müssen die Papiere in der Schublade bleiben, denn ohne ein Grundstück macht eine Genossenschaft keinen Sinn.

275 Euro pro Quadratmeter

Etwa seit 2014 habe es immer wieder Gespräche mit der Energieservice Osnabrück GmbH (Esos) gegeben, so die Wenge-Vertreter. Die Stadtwerketochter, die die Flächen im Landwehrviertel vermarktet, habe allerdings Preisvorstellungen, die einen Kauf bislang unmöglich gemacht hätten. „Damit ist sozialverträglicher Wohnungsbau absolut nicht machbar“, sagt Walter. Mittlerweile sei die Esos bei etwa 275 Euro pro Quadratmeter. Immer noch viel zu viel, um ein genossenschaftliches Bauvorhaben an dieser Stelle zu realisieren. Andere Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaften wie die WGO, Heimstättenverein und Stephanswerk haben bislang ein Engagement im Landwehrviertel mit Blick auf die Grundstückspreise dankend abgelehnt.

Gutachterausschusses

„Wir orientieren uns an den Vorgaben des Gutachterausschusses für Grundstückswerte“, sagt Esos-Prokurist Marcel Haselof. „Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte des Bodens für Grundstücke, für die im Wesentlichen gleiche Nutzungs- und Wertverhältnisse vorliegen (Bodenrichtwertzone). Weicht das zu bewertende Grundstück von den Eigenschaften in der Richtwertzone ab, zum Beispiel bessere Lage oder geringere Ausnutzung des Grundstücks, so muss dies berücksichtigt werden. Der Bodenrichtwert ist kein Verkehrswert und hat keine bindende Wirkung.“ So weit die Definition, wie sie auf der Seite des Landesamtes für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen (LGNL) zu finden ist. Der Gutachterausschuss hat den Quadratmeterpreis für das Baufeld B nach Angaben der Esos nach dem Verkauf der Flächen an zwei Investorengesellschaften aus Hannover und Düsseldorf ermittelt. Welchen Preis diese Investoren bezahlt haben, ist nicht bekannt. Zu vermuten ist aber, dass er noch deutlich über dem laut Wenge aufgerufenen Preis für das Baufeld B lag. Allerdings, so die Aussage der Esos, habe der Verkauf der Nachbargrundstücke keinen maßgeblichen Einfluss auf den Preis für das Baufeld B gehabt, da dies grundsätzlich anders zu bewerten gewesen sei.

Primat der Wirtschaftlichkeit

Haselof begrüßt das von Igelmann und Walter vorgelegte Konzept und räumt der Wohnungsgenossenschaft gute Chancen ein, im Baufeld B, das ausdrücklich genossenschaftlichem Bauen vorbehalten sein soll, zum Zuge zu kommen. Allerdings, so Haselof im Gespräch mit unserer Redaktion, unterliege die Esos auch unterschiedlichsten Vorgaben, wie Wettbewerbs- und Vergaberichtlinien, vor allem aber auch dem Primat der Wirtschaftlichkeit, unter das Rat und Verwaltung die Stadtwerke – mithin auch die Esos – stellen.

Wille zur Einigung

Seit nunmehr vier Jahren streben Igelmann, Walter und ihre Mitstreiter der Verwirklichung ihres Projekts nach. Viel Zeit und auch Geld haben sie bereits in ihre Idee investiert. Wann immer in der Politik der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum laut wurde, witterten sie Morgenluft, wurden aber dann immer wieder enttäuscht. So langsam aber ist ihr ehemals gut gefüllter Geduldsbrunnen leer gepumpt. Gleichwohl äußern sie im Gespräch mit unserer Redaktion den festen Willen, mit der Esos zu einer Einigung zu kommen.